Zum Inhalt springen

Sie sind hier:

Nichts fällt vom Himmel – auch kein smartes Zuhause

Ein Kommentar des SmartHome Initiative Deutschland e.V. mit smarten Grüßen an die SZ

 

Smart Home – dumm, unzuverlässig und unsicher – so lautet die Überschrift eines Kommentars in der Süddeutschen Zeitung, der jüngst in unsere Google Alerts geflattert ist. Der Überschrift konsequent folgend, werden im Artikel vielfältige Schwächen, Risiken und nicht eingehaltene Versprechen von Smart Home Technologien erläutert. Und da schriftliche Ironie und Polemik schlecht funktionieren – und eine ausgewogene, nicht polarisierende Darstellung aber bekanntlich einfach nicht so gut geklickt wird, nehmen wir uns heute gerne kostenfrei und ehrenamtlich der Aufgabe an, das einseitig gezeichnete Bild etwas gleichmäßiger auszuleuchten.

 

Kritik ist willkommen!

Eins vorweg: sachliche Kritik ist stets willkommen! Unser Vorstandsvorsitzender Günther Ohland betont regelmäßig: „Wir geben gerne unumwunden zu, dass Smart Home noch nicht an dem Punkt angelangt ist, wo wir es gerne hätten! Smart Home als nicht mehr weg zu denkender Standard im Neubau und bei Sanierungen. Mehrwerte, die nicht mehr weg zu diskutieren sind.“

Davon abgesehen, dass wir den zum Marketing-Buzzword verkommenen Begriff selbst nicht mehr hören können, obwohl er sogar in unserem Verbandsnamen vorkommt. Aber diesem Dilemma müssen wir einen eigenen Artikel widmen.

Zurück zum Thema. Eine wohl zu Technik orientierte Kommunikation schafft es immer noch nicht, die eigentlichen Mehrwerte von smarten Lösungen so greifbar zu machen, dass sich Verständnisbarrieren nachhaltig abbauen. Anwender und Interessenten sind zurecht verwirrt von Angeboten, Standards, Protokollen. Die Mythen rund um Kostenintensität, Datensicherheit und Funktionalität halten sich hartnäckig – nicht zuletzt übrigens dank ähnlich click bait-lastiger Artikel wie jener, der uns zu dieser Reaktion bewogen hat.

Aber – und damit kommen wir auch schon zum Kern unserer Botschaft: Differenziert betrachtet erfüllt Smart Home sehr wohl die gemachten Versprechen. Nur eben nicht jede Lösung von jedem Hersteller und nicht eine Lösung für Alle. Krempeln wir mal die Ärmel hoch und schauen uns das etwas genauer an:

 

Eine vernetzte Kaffeemaschine macht noch kein Smart Home

Das Konzept des Smart Homes wird häufig auf Geräte wie mit dem Smartphone steuerbare Kaffeemaschinen reduziert. Doch Smart Home ist viel mehr als das. Es geht um Systeme, die den Alltag erleichtern, Energieeffizienz steigern und Sicherheit erhöhen. Diese Systeme sind auf Langlebigkeit und Zuverlässigkeit ausgelegt. Ein wichtiger Punkt, den unser Vorstandsvorsitzender Günther Ohland und Beirat Klaus Scherer hervorheben, ist die Differenzierung zwischen scheinbar smarten Gadgets und ernsthaften Smart Home-Systemen.

 

Was ein Smart Home mit Ihrem neuen Auto zu tun hat

Beirätin Professor Birgit Wilkes nannte im Vorgespräch einen essenziellen Punkt: „Interessenten von Smart Home-Technologien sollten sich zuerst Gedanken darüber machen, was ihnen wichtig ist, insbesondere in Bezug auf Datenschutz und externe Zugriffsmöglichkeiten. Diese Überlegungen sind nicht anders als bei anderen wichtigen Entscheidungen im Leben. Es geht darum, sichere Passwörter zu verwenden, regelmäßige Sicherheitsupdates durchzuführen und sich über die Absicherung des eigenen Netzwerks zu informieren.“

Eine dieser Entscheidungen im Leben könnte beispielsweise auch die Wahl des neuen Autos sein. Überlegen Sie hier nicht im Vorfeld, lassen sich beraten, besuchen Autohäuser und entscheiden sich letztendlich für das Gefährt, welches Ihre Bedürfnisse am besten erfüllt? Und ist das nicht auch ein abgegrenztes für sich und in sich funktionierendes System? Und – gibt es hier nicht auch mittlerweile unzählige Assistenzsysteme wie – ganz banal – das Navi, das Sie beim Fahren unterstützt? Das ist im Grunde auch nur eine smarte Lösung, vergleichbar mit Assistenzsystemen im smarten Zuhause.

Übertragen wir dieses Bild doch mal auf die angesprochene Vielzahl an Herstellern, Protokollen und Standards. Die gibt es, ohne Frage. Aber wer sich überlegt, welche Funktionen er sich in seinem Zuhause wünscht und dies dann mit den Beschaffenheiten des bestehenden oder im Bau befindlichen Zuhauses kombiniert, der kann von Fachbetrieben oder Systemintegratoren eine individuell zugeschnittene Empfehlung erhalten, welches System für ihn sinnvoll ist. Ganz ohne Durcheinander – weil Sie sich gar nicht mit der Technik beschäftigen müssen, sondern nur mit der Funktion – Licht dimmen, Energie sparen, Einbrecher abschrecken – und viele mehr. Wenn es also richtig gemacht ist, geht es zusammen gefasst um die klare Beschreibung der Anforderungen der Verbraucher, die dann in passende Anwendungslösungen gegossen werden können. So wird ein smartes Zuhause draus.

 

Wenn Strom oder Internet ausfällt, geht nix mehr…?

Kurz und auf den Punkt: Nur, weil das Licht dank Bewegungsmelder angeht, heißt das nicht, dass es keinen Lichtschalter mehr gibt. Nur, weil die Tür via Smartphone geöffnet werden kann, heißt das nicht, dass es keinen Schlüssel mehr gibt. Manuelle Steuerungsoptionen sind essenziell. Außerdem sind Smart Home Lösungen als optimierende funktionale Ergänzungen der herkömmlichen Haustechnik zu verstehen – wenn die energiesparende Funktion beim Stromausfall tatsächlich ausfallen sollte, funktioniert die Heizung immer noch – nur nicht energieoptimal.

Es geht nicht um die suggerierte Abhängigkeit von Technologie, es geht um eine sinnvolle Ergänzung im Alltag durch Technologie. Kein guter Fachbetrieb würde Ihnen das jemals anders empfehlen oder umsetzen.

Und übrigens: Ein Smart Home braucht entgegen allen bestehenden Mythen keine Verbindung zum Internet. Es arbeitet im Zweifel in einem separaten Intranet, das bei der Wahl der richtigen Hersteller absolut sicher ist. Woran Sie das erkennen, erfahren Sie im nächsten Absatz.

 

Smart Home – Qualität auch hier nicht zum Nulltarif

An dieser Stelle ein klares Statement von Beirat Klaus Scherer: „Gut gemachte Smart Home-Praxislösungen etwa für die Bereiche Energieeffizienz, Wohnen im Alter und Komfort und Sicherheit haben nicht nur Nutzen, sondern sind zum Teil unverzichtbar - für die Energiewende und für das Wohnen im Alter. Aber es müssen eben gut gemachte Produkte und Systemlösungen in der Praxis sein und kein billiges Spielzeug bis hin zum Elektronikschrott. Das gibt es aber nicht zum Nulltarif. Smart Home Made in Germany hätte hier eine große Chance, auch gegen die Mega-Datenkraken Google und Amazon“, erläutert Klaus Scherer.

Denn: Im EU-Rechtsraum muss die DSGVO eingehalten werden. Und es gibt noch weitere Label, auf die Endverbraucher achten können: VDE und AV-Test prüfen Hersteller auf IT-Sicherheit hin. Diese Systeme werden automatisch regelmäßig mit Sicherheitsupdates versorgt. Kunden sollten deshalb nicht das billigste Angebot erwerben, sondern auf eine seriöse Systemlösung von Anbietern aus dem EU-Rechtsraum setzen. 

Der SZ-Artikel fordert hier weitere Regulierungen, die es „dringend benötige.“ Unser Datenschutz-Experte Günter Martin, der selbst in den einschlägigen IT-Sicherheits-Gremien sitzt, schätzt dies anders ein: „Weitere Verordnungen werden nicht unbedingt benötigt. Die gibt es schon oder sind für neue Entwicklungen, wie die künstliche Intelligenz im Smart Home, auf einem guten Weg. Am wichtigsten ist der aufgeklärte Verbraucher, der nicht auf vermeintliche Schnäppchen ohne jede Zertifizierung hereinfällt und auch bereit ist, ordentliche Fachbetriebe mit smarten Elektro-Installationen zu beauftragen.“ Vorstandsmitglied Mike Heider bringt es nochmal anschaulich auf den Punkt: „Fachbetriebe sind darauf geschult, den Kunden ein Maximum an Sicherheit anzubieten. Das kostet allerdings Geld. Doch wer ohne Sicherheitsgurt fahren will, der riskiert halt einen persönlichen Schaden.“

 

Letztendlich hängt es doch wieder an der Eigenverantwortung

Die vielleicht etwas unbequeme, aber aus unserer Sicht einzig wahre Schlussfolgerung ist: Wie überall gibt es auch im Smart Home schwarze Schafe, gibt es bessere und schlechtere Angebote, gibt es viele Lösungen, die nicht jedem Anwendungsfall pauschal übergestülpt werden dürfen. Es gibt aber ausreichend zertifizierte, sichere, hochwertige und vertrauenswürdige Smart Home Anbieter und Systeme. Und es gibt Fachleute, die für ein smartes, frustfreies Wohnerlebnis sorgen. Mit etwas durchdachter Vorüberlegung, individueller Beratung und Offenheit ist Smart Home ein Gewinn an Energieeffizienz, Sicherheit, Komfort und Lebensqualität.

Wir schließen unseren Kommentar mit dem Vorschlag einer Überschrift-Alternative an die SZ-Technikredaktion.

Smart Home: richtig gemacht sehr nützlich.

 

Ein Kommentar des SmartHome Initiative Deutschland e.V.
Redaktion: Desiree Schneider


Artikel als PDF zum Download

Artikelbild als .png zum Download

Original-Artikel in der Süddeutschen Zeitung (Aboschranke)

Zurück zum Seitenanfang